Beiträge von theBrain

    Wir stellen uns ein beliebiges Stück stahl vor, auf das eine Biege- oder Zugbelastung aufgebracht wird (z.B. ein Flachstahl, ein Ende im Schraubstock, am anderen ziehen wir an).


    Es gibt im Wesentlichen 3 Ausgänge dieses Versuchs, je nachdem, wie die Probe behandelt wurde, und wie fest wir daran ziehen:


    1) Der Stahl ist wirklich hart und damit auch spröde. Dann wird das Stück ohne davor groß nachgegeben zu haben, brechen. Dieses Verhalten kennen wir auch von Glas.


    2) Der Stahl ist weich (und damit auch für Messerklingen eher unbrauchbar). Dieses Stück wird sich plastisch verformen, wie Teig oder Knetmasse, also der aufgebrachten Kraft ohne vergleichsweise viel Widerstand nachgeben.


    3) Der von den Stahleigenschaften her üblicherweise gewünschte Fall: Die Probe verhält sich zäh- elastisch. Der Stahl wird also der Belastung einige Zeit widerstehen, und ihr dann nachgeben, wobei die Verformung (noch) nicht plastisch sondern elastisch ist, der Stahl also nach Wegfall der Belastung wieder in die Ausgangsform zurückkehrt.


    Sehen wir uns mal den Zugversuch an, wie er in der Industrie angewendet wird. Hierbei wird eine Probe mit definiertem Querschnitt (üblicherweise rund mit 10mm Durchmesser) mit Hydraulikpressen in die Länge gezogen.
    Wenn man sich jetzt das Spannungs- Dehnungsdiagramm anschaut, gibt es da links aus dem Nullpunkt kommend, einen annähernd geraden, nach rechts oben ansteigenden Ast, die sog. Hookesche Gerade. Hier gilt Fall 3), der Stahl wird also elastisch verformt.
    Diese Gerade geht (je nach Stahlsorte mehr oder weniger klar erkennbar) in den Bereich der plastischen Verformung über, der einen Bogen beschreibt, der einen Scheitelpunkt hat. Nach diesem Scheitelpunkt ist an der Probe irgendwo eine Einschnürung zu finden (die Dehnung (die waagrechte Achse) nimmt weiter zu, die Spannung (die senkrechte Achse) nimmt aber aufgrund des geringeren Durchmessers an der Einschnürung ab).
    Der Bogen hat den höchsten Punkt überschritten und der Wert auf der senkrechten Achse beginnt zu sinken, bis die Einschnürung letztlich durchreißt.
    Bei Scher- und Druckbelastungen können analoge Beobachtungen gemacht werden.


    Je nachdem, wie der Stahl jetzt behandelt wurde, sind unterschiedliche Bereiche des Diagramms unterschiedlich ausgeprägt. Ein Stück Grauguss wird eine recht steile Hookesche Gerade haben (vulgo kaum Verformung unter Belastung), keinen nennenswerten Bogen und ein entsprechend frühes Versagen.
    Auf der anderen Seite wird ein ungehärtetes Stück keine nennenswerte Hookesche Gerade haben, ziemlich von Beginn an eine plastische Verformung erfahren, bis es auch letztlich bricht.
    Wünschenswert ist es, wenn man mit Dimensionierung und Wärmebehandlung ein Werkstück schafft, dessen erwartbare Belastungen sich entlang der Hookeschen Geraden abspielen, weil dadurch keine bleibende Verformung zurückbleibt.


    Verdammt, da ist ja doch einiges hängen geblieben... :laola:


    Ich hoffe, ich konnte zur Klärung beitragen.

    Sleipner ist in etwa vergleichbar mit D2 was seine Eigenschaften betrifft, wobei er laut Hersteller etwas verschleißfester und höher härtbar ist. Alles in allem sollte das (korrekte Wärmebehandlung vorausgesetzt) ein recht haltbarer Stahl für gröbere Klingen sein, für Skalpellklingen ist er eher nichts. In Sachen Korrosionsfestigkeit darf man sich auch keine Wunder erwarten, aber unter normalen Bedingungen sollte er nicht gleich davonrosten.


    Wenn du ihn nachschleifst, verzichte auf feine Klingenwinkel, nimm ihn lieber ein Eck stumpfer, der Stahl lebt von den Karbiden, die bei feinen Klingenwinkeln ausbrechen.