Wenn's nach dem einen oder anderen Forumskumpel geht, müßt Ihr gleich erst mal den Bildschirm desinfizieren - bei mir ist letzte Woche als Ergänzung des Bestands von Messern in Camo-Scheiden (....passend zum geliebten "Clownsanzug" ) ein Mora Bushcrafter Woodland angekommen......
Tja, was soll ich sagen?.....Natürlich hat es mich zuerst gedrängt, einen bösen Beschwerdebrief an den Hersteller zu schreiben, weil das Messer irgendwie nicht richtig in die Scheide paßt:
Außerdem erschien mir anfangs die Handlage ziemlich bescheiden und unbequem:
Nun, mal Spaß beiseite: das 2010 Bushcrafter ist ja schon deutlich teurer als die bewährten sehr günstigen Modelle wie insbesondere das 860 - ich war aber sehr neugierig auf die geschilderten Fortschritte in Haptik und insbesondere der Gestaltung der Scheide, nachdem das 2000er ja eine sprichwörtlich häßliche "Staubsaugerdüse" hatte, die sozusagen zum Running Gag der Mora-Freunde und -Feinde geworden ist
Ich hab ja vor ner Zeit mal Modelle von Mora-Mitbewerbern getestet und war überrascht, was ein Messer aus europäischer Produktion bei einem Preis von ca. nem Zehner an Haptik, Ergonomie und Alltagsnutzen bieten kann:
Lindblom 5000 und 5100 - viel Messer für wenig Geld
Das Mora-Bushcraft kostet mit seinen ca. 30 Euro schon ein wenig mehr und rückt sozusagen von der "konkurrenzlos preisgünstigen" Klasse der Lindbloms schon in einen Bereich auf, in dem man Messer wie meinetwegen einen Buck PakLite Large Skinner, ein CS Roach Belly oder ein Gerber Profile oder Big Rock (zumindest in USA) auch schon bekommt.
Lohnt sich das dann noch immer? - Für mich ein klares Ja!....und zwar aus den gleichen Erwägungen und mit dem gleichen Anforderungsprofil wie für die Lindbloms oben geschildert.
Das Mora bietet eine Haptik und Ergonomie, die man bei vielen um ein Mehrfaches teureren Messern oft vergeblich sucht.
Erprobt man das z.B. mit einem stark eingeölten Griff beim Heben am Messer befestigter Wassereimer (einer meiner Standard-Versuche), zeigt sich der Praxisnutzen sehr schnell. Wenn also gummierte Griffe nicht gerade "grundsätzlich" ausscheiden (...manche Anwender mögen die eben einfach GAR nicht....), kann man so etwas kaum wirksamer gestalten als bei einigen der oft gescholtenen skandinavischen "Billigmesser".
Im Gegensatz zu den Lindbloms kam das Mora in einer absolut anwendungstauglichen Werksschärfe, die für Schneidversuche mit SE-Kletterseil ohne Nachschärfen ausreichte. Ich rede hier nicht vom vielzitierten Abschwarten dreier Wildschweine, sondern von Alltagsschneidarbeiten in einem Umfang, wie er 95 Prozent der Anwendungssituationen von 95 Prozent der Anwender entspricht - und da habe ich häufig höherpreisige Messer in der Hand (...bzw. auch der Erprobung....), die in puncto Schneidleistung bei Anwendungen von normaler Dauer und Umfang da eher nicht mithalten können...
Zur Scheide: Man möge mir den Scherz (sozusagen aus aktuellem Anlaß ) verzeihen....Die Scheide ist deutlich besser geworden als die erwähnte auch für meinen subjektiven Eindruck grenzwertig unansehnliche des 2000ers. Das Messer sitzt wackel- und klapperfrei, mitgeliefert werden eine Gürtelschlaufe sowie ein Clip, beides drehbar zu befestigen. So kann man das auch draußen wirklich tragen. Das gefällt mir besser als bei den erwähnten Mitbewerbern in der Preisklasse - und funktioniert auf seine Art sogar besser als das Boltaron-Gedöns des fünf- bis neunmal teureren Street Beat.
Ich geb's ja zu, ein wenig Eitelkeit war bei der Farbwahl da schon dabei - aber das Ding paßt sogar zu meinem Lieblings-Freizeit-Outfit
Auch hier sehe ich gute Einsatzmöglichkeiten für "strategisches Deponieren", aber auch zum Mitführen bei Gelegenheiten, in denen es ein leichtes Messer mit guter Schneidleistung sein soll. Im Outdoor-Bereich werde ich es vermutlich zuweilen als Zweitmesser neben einem stabileren, mißbräuchlich vielleicht belastbareren, dafür aber weniger schneidfreudigen Messer führen.
Es wird übrigens auch das Lindblom (...eines ist mittlerweile Durchsuchungshilfsmittel im Bestand einer Kollegin..) nicht verdrängen: Meine Frau zieht das etwas kleinere Lindblom vor, und für offenes Deponieren im Kfz kommt imo eher ein ganz billiges Mora oder eben das Lindblom in Betracht, das optisch nicht solche Begehrlichkeiten wecken und ärgerliche Dummheiten herausfordern wird wie das wertiger und auffälliger aussehende Mora Bushcraft Woodland