Nachdem alle gesättigt sind, ist die Stimmung gleich viel besser geworden, Ajax langweilt sich allerdings ein wenig - bis Waltan, im Sinne der Ilias sozusagen der "gerenische reisige Nestor" der Geschichte, ihm zeigt, daß man ein GEK mit Paracord an die 15er Mag von Redled binden und die Golfkarre zum Streitwagen umfunktionieren kann. Die entsprechenden Montagen werden von Zingzong durchgeführt, der ALLES mit Bändern verbinden kann und daher beispielsweise auch alle Astronauten darin geschult hat, abgerissene Sonnensegel mit Zahnseide wieder anzupappen. Ajax ist begeistert, schmeißt die Batterien raus, spannt zwei der Träger vor die Karre und kachelt los. Waltan freut das, Ajax hat ihm schon immer besser gefallen als dieser zickige Achilles, der erst wegen einer Perle schmollend dem Spiel ferngeblieben ist und dann schon beim kleinsten Bänderriß gleich wieder ausscheidet...
Ajax prescht durch den Forst wie eine Windhose (die Träger kotzen fast vor Anstrengung) , erlegt noch ein paar Rauschpilzsammler und fängt spaßeshalber einen ein, den er ins Lager bringt. Dem stellt sich Waltan aus Jux als der "gerenische Reisige" vor (...s.o.....), was der aber als "geriatrischer Greis" mißdeutet. Waltan - sozusagen ganz didaktisch aus ethymologisch-semantischen Gründen - halbiert ihn mit seiner Battle Mistress und läßt ihn liegen. Knüppelknecht kommt vorbei, klopft Waltan auf die Schulter und meint, dieser habe das mit der "Entlassung nach Halbstrafe" wohl etwas mißverstanden, lächelt aber froh in sein Visier...
Mittlerweile ist der Tag ziemlich fortgeschritten, weiterziehen lohnt nicht mehr, der Bau eines festen Lagers wird langsam fällig, es beginnt schon zu dunkeln. King ChriBo hat irgendwann von seinem spinnerten bayrischen Amtskollegen ne Postkarte mit dessen schicker Burg bekommen und will nun auch so etwas haben. Wie hieß das blöde Ding gleich, ach ja, Neuzahnstein oder so...Also königliches Gebrüll mit Stentorstimme (...noch so ein Grieche...): BAUT MIR EIN DENTISTEN-SCHLOSS!!!! SOOOOFORT!!
Dieser kühne Ruf läßt die Dinge auf globale Bedeutung hin eskalieren und macht unsere Helden unsterblich, aber wir werden ja sehen...
Es beginnt damit, daß Redled erkennt, die Bauarbeiten könnten kaum bei Tageslicht abgeschlossen werden. Also werden ALLE mitgebrachten Taschenlampen herausgeholt und gleichzeitig angeschaltet. Der Lichtblitz entspricht dem einer Wasserstoffbombenexplosion und blendet natürlich die Träger augenblicklich. Das Ereignis kann aus allen Raumstationen mit bloßem Auge wahrgenommen werden (...und Filter, versteht sich....) und hätte vermutlich zur Einleitung aller Kriegsmaßnahmen über NORAD geführt, wenn nicht die Astronauten Zingzong im Zentrum des Lichtblitzes erkannt hätten. Das war doch der mit den Bändern, da der auch Messer baut, ist ihm alles zuzutrauen. Jedenfalls also nicht der böse Russe oder ne Rakete vom Ayatollah. Zurück zum Normalmodus...Die Lichtglocke reicht locker von Hamburg bis Straßburg und führt in Taschenlampenkreisen zur Einführung der neuen Maßeinheit "Redled", die etwa 2000 Gigalumen entspricht.
Den Helden geschieht natürlich dadurch gar nichts. Wer sich für Messer und Taschenlampen interessiert, hat auch eine taktische Sonnenbrille....Ajax und Knüppelknecht haben ein abgedunkeltes Visier an ihren Helmen (Ajax mit Helmbusch, Knüppelknecht mit seinem "Firmenlogo").
Was die Sache noch steigert, ist die Idee mit der Musik: Oskar kommt auf den Gedanken, daß ein wenig Beschallung die Motivation bei den Bauarbeiten heben könnte (..was grundsätzlich richtig ist...). Er läßt ja gern mal was bei Blade-Systems bauen, und Martin war beim letzten Messer überzeugt, daß man als Ruhrpott-Bewohner natürlich einen Ghetto-Blaster gebrauchen kann. Also hat er ihm einen Player in den Messergriff seines Safarimessers eingebaut und dabei seine Möglichkeiten wirklich voll ausgereizt (Nothelfer hätte seine Freude dran gehabt...). Also zückt Oskar nun seinen Zachel und will ein wenig akustische Untermalung unter den Campbau legen, zieht dabei aber leider versehentlich maximal am oberen Parierelement, dem Lautstärkeregler. Wenn Martin bis ans Limit geht, läßt das Extremes erwarten, und so kommt es auch:
Die Musik kommt LAAAAAAAUUUUUTTTT aus dem Messergriff, und das ist eine mehr als drastische Untertreibung. Faktisch legt die Schallwelle konzentrisch alle Bäume im Umfeld um, wie der Meteoreinschlag von Tunguska. Gebüsch wird ausgerissen und bis nach Lüttich und Köln geweht, leider auch das Titangebüsch von Nothelfer, das sich seinen Weg durch halb Köln (und dessen Einwohnerschaft) bahnt und schließlich surrend in der Domwand steckenbleibt. Die Träger sind natürlich einfach verschwunden, vieles andere auch. King ChriBo hat hinter Juchtens Expeditionsmesser Deckung gefunden, Redled wird durch seine Ausrüstungsweste mit den diversen Messern nur etwa 20 cm von der Stelle geschoben, die anderen Helden sind knüppelharte Burschen und eben ein wenig zerzaust, ansonsten aber intakt.
Auch Nothelfer und Micha M. sind mitgenommen, Nothelfer seines Tarngebüschs entblößt und lärmtraumatisiert, bei Micha M. haben sich die links und rechts vor seine Ohren gewehten Barthälften schützend vor die Gehörgänge gelegt und Schlimmstes verhütet, sie wehen jetzt waagrecht als meterlange Fahnen hinter ihm her...Beide sind schwer beeindruckt und erkennen an, daß die Expedition Großes leistet und ChriBo ein bedeutender Herrscher ist, dem man nicht einfach irgendwelchen Chapernack spielen darf. Keiner von ihnen hat auf einen Aufwasch schon einmal soviel zerstören können, und beide sind voller Bewunderung und Anerkennung...Also trotten sie ins Lager und werden freundlich aufgenommen, Micha M. kostet und lobt ausdrücklich den "Sehertopf à la Surprise" von Ama-ebi und spendiert noch ein wenig Knoblauch aus seinem eigenen Vorrat.
Für den Lagerbau ist nun genug Bruchholz vorhanden, eigentlich nicht nur für ChriBos "Dentisten-Schloß", sondern für diverse Forts, Stabkirchen, Blockhaussiedlungen und, und. Bis Aachen gibt es ja NUR noch Bruchholz....Aber das Zeug ist allesamt riesengroß und sperrig. Die Lösung liegt auf der Hand. Mit einem Chopper von Knüppelknechts "Firma" wird S30V eingeflogen, ob seiner Vorliebe für großvolumiges Arbeitsmaterial sozusagen der "Juchten der Jugend". Gemeinsam mit Nothelfer baut S30V in knapp 2 Stunden ein Massivholz-Schloß mit Aufzügen, Badezimmern, natürlich aber auch ein paar Zinnen, auf Michas Wunsch auch mit einem Trog für heißes Öl für ungebetene Gäste (...in das Ama-ebi noch rasch ein wenig Rosmarin wirft...).
Es wird Nacht, die Helden sitzen in ihrer Burg, alle blicken auf einen angenehmen und erfolgreichen Tag zurück, zumindest alle noch Lebenden. Man sitzt gemütlich beeinander und läßt den King hochleben. Nachdem die Camelbags voller Schnaps leergetrunken sind, spielt vor dem Einschlafen noch einer der Helden darauf Dudelsack.....
Tony überschaut die Szene mit sehr gemischten Gefühlen:
Sicher, die gesamte Umgebung ist verwüstet wie nach einer ganzen Serie von Kernwaffentests und in ihr Bestand an Bäumen ebenso drastisch reduziert wie der an Bewohnern. Selbst die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs wirken dagegen wie die toskanischen Weinberge um Greve und Panzano. Aber seine Jungs haben alle Widrigkeiten gemeistert, allen Katastrophen getrotzt (...kleinlich zu erwähnen, daß sie die meisten davon natürlich selbst ausgelöst haben, so ist der Mensch eben...) - sie haben ALLES überlebt (...im Gegensatz zu den meisten Lebewesen der Umgebung...), alle Feinde überwunden und sich die Erde Untertan gemacht (...und zwar gründlich...). Sie überstehen alles - selbst Armageddon, die Apokalypse (ob nach Johannes oder Coppola) und der Jüngste Tag werden einen Bogen um sie machen. Das haben sie durch King ChriBos heldenhafte Führung zuwege gebracht ebenso wie durch Teamwork. Gut, nicht jeder kann ein leckeres Seher-Süppchen kochen, und nicht jeder kann die Sonne auf die Erde holen oder freihändig Ewigkeits-Monumente aus ein paar Tausend Festmetern Bruchholz zaubern. Aber alle zusammen haben es eben gepackt - wie im Forum eben auch! Er ist stolz auf seine Jungs, lächelt und beißt noch mal herzhaft von seiner Klapperschlange ab, die dank Ama-ebi mittlerweile lecker in Salbeiblätter gewickelt ist.
Auch der Erzähler ist zufrieden. Die Geschichte hatte Abenteuer, Tragik, Heldenmut und das eine oder andere kleine Lächeln - wie bei seinen Vorbildern. Aber er hat sich die Profanität der Ilias verkniffen, in der die Helden mehr um Beute streiten als um Heldenmut - und auch Homers späten Zynismus, mit dem er die meisten seiner siegreichen Griechen dann doch noch jahrelang durch die Gegend irren und viele von ihnen von Ehefrauen, Kindern und Rivalen abmurksen läßt. Ebenso den herben Scherz der sonstigen klassischen Heldenliteratur, die dank Vergil dann den trojanischen Verlierer Äneas auf lange Sicht zum Sieger werden läßt, während die siegreichen Griechen viel später zu Haussklaven der Römer absinken...SEINE Helden bleiben bis zum Schluß siegreich, nichts kann ihnen etwas anhaben. Er erspart sich sogar die nüchtern-lebenskluge Sicht seines geliebten Shakespeare, dessen Helden oft Schurken sind wie Macbeth oder Richard III. und der die Guten jedenfalls dann oft gleich mit den Bösen ausradiert oder rettungslos irre werden läßt, wie das im Leben eben so ist. SEINE Helden überstehen das Ende der Geschichte, sind keine Schurken sondern feine Kerle - und nicht rettungslos irre, sondern so liebenswert verschroben, wie man es für unsere Kreise gut brauchen kann...
Daher schließt sich hier der Vorhang, liebe Leser, dahinter hört Ihr noch kurz das leise Lachen des Erzählers und ein diskretes "Klack", mit dem sein Raptor XL wieder seinen Platz im Kydex findet.........