Der Stock ist mittlerweile bei mir angekommen, Thomas hat so prompt geliefert wie immer.
Der Kunststoff sieht auch aus wie welcher, es ist die Längs-Pressnaht zu erkennen, der "Wurzelholzteil" (bzw. natürlich dessen Imitat, ist nicht in das schwarze Grundmaterial eingesetzt, sondern diesem angefügt und vermutlich sowohl vernutet als auch verklebt, das habe ich aber nicht geprüft. Unten und an der Seite dieses Teils findet sich ein relativ gerader und wenig natürlich aussehender Abschluß, der aber praktischen Sinn macht:
Nutzt man den Stock als Wanderstock, liegt der Knauf in der Innenhand, die Finger umfassen den Knauf, die ersten Glieder von Zeige- bis Ringfinger haken sich unter den erwähnten geraden Abschluß, der Daumen liegt seitlich an: Man kann den Stock dann mit sehr geringer Energie in der Hand nach dem Abstützen des Schritts wieder nach vorn schwingen und neu aufsetzen, ohne die Hand übermäßig bewegen zu müssen.
Da der Stock ohne Gummikappe am Ende verkauft wird (die sich im Sanitätshaus allerdings für unter 2 € nachkaufen läßt...), ist er erst mal auch als Wanderstock nicht voll einsetzbar, da das harte Kunststoffmaterial auf hartem Steinboden (z.B. innerstädtisch) viel zu schnell abrutscht. Außerdem sollte man eine Handschlaufe nachrüsten, die praktischerweise gleich groß genug sein sollte, um den Stock ggf. auch an den Unterarm zu hängen - sonst wird so ein Teil nämlich schnell lästig, wenn ständig bei Verrichtungen im Laufen eine freie Hand fehlt...
Wenn man sich traut, mit einem Stock, der weniger elegant sondern eher wie Rübezahls Wanderstecken aussieht und sein Gewicht und sein Material auch nicht ganz verhehlen kann, durch die Gegend zu laufen, ist der CS-Stock also als Wanderstab nach entsprechender "Nachrüstung" anwendbar. Wegen des sehr dicken Schaftes und der "Knubbel" im Schaft fällt der Stock allerdings erheblich auf. MIR macht das nix...
Dann mal ein paar Daten und Vergleiche:
Der CS Irish Blachthorn Stick ist (ohne Gummispitze) 94 cm lang, unten einzöllig rund, oben unter dem Knauf oval ca. 1x1,5 Zoll, das Gewicht beträgt ca. 800 g, der Schwerpunkt liegt ca. 40 cm vor dem Knaufende.
Durch die oben ovale Form, die "Knoten" im Material und den Knauf liegt der Stick in einer Schwerthaltung einhändig und beidhändig satt in der Hand, das Gewicht limitiert aber deutlich das Tempo der Schwünge (Musashi: Man kann ein Langschwert nicht schnell schwingen).
Das Gewicht liegt damit ein gutes halbes Pfund oberhalb dem vergleichbarer Escrima-Sticks, außerdem ist er auch ein Gutteil länger.
Das Gewicht übersteigt sogar das von Bokken, die in Abmaßen und Eigenschaften viel ähnlicher sind, um 100 bis 200 g
Insgesamt sind die ähnlichkeiten zu Iaito oder Katana am größten: Die Länge ist ebenso vergleichbar wie das Gewicht und die Schwerpunktlage (wozu natürlich der dicke und schwere Knauf deutlich beiträgt).
Es werden also bei "sportlicher" Anwendung eher Kenjutsu-Techniken oder traditionelle europäische Schwertkampftechniken in Betracht kommen als welche aus dem Escrima.
Zusätzlich eröffnet der Stock die Möglichkeit, ihn entweder in ein- oder beidhändiger Schwerthaltung zu führen, ihn (wie es im Herkunftsland des Originals oft gelehrt wird) etwa 40 cm vor der Spitze zu fassen, mit der Spitzen-Seite den Ellbogen und Unterarm zu schützen und den Knauf als Keule einzusetzen, ihn "lang" als Keule zu führen oder ihn beidhändig zu fassen und wahlweise mit der "spitzen" Seite oder mit dem Knauf zu schlagen oder zu stechen.
Letztere Anwendungen sind vor allem unter dem Aspekt interessant, daß klassiche "Gegentaktik" ein Unterlaufen und Suchen der Nahdistanz durch den "Übungspartner" sein wird...
Als Wanderstock lasse ich mir das Ding gefallen, ich sehe selbst so wenig unauffällig aus, daß ich seine eigene Auffälligkeit hinnehmen kann. Als Behelfswaffe zur Abwehr von Hunden beim Wandern (in Berggegenden in Portugal oder auch in anderen Ländern trägt man zuweilen Stöcke aus genau dem Grund...) oder zum Abschrecken von Beschaffungskriminellen dürfte der Stock durchaus seinen Zweck erfüllen. Nach meiner Einschätzung wird sich der typische Beschaffungs-Räuber eher ein anderes Opfer ausgucken, als Gefahr zu laufen, sich einen 7 cm dicken Knauf auf die Omme hauen zu lassen.
Hier kann der Stock allerdings vernünftig nur nach entsprechendem Üben wirken - und das ist durch die Größe und Masse schon ein Stück Arbeit, bis das Ding entsprechend tauglich bewegt werden kann...
Allerdings ist für mich die Suche nach meinem "idealen" Tactical Walking Stick noch immer nicht abgeschlossen. Er solle etwas weniger Gewicht haben, sein Durchmesser sollte (bis auf den Knauf) gleichmäßig sein und maximal bei einem Zoll liegen, er sollte entsprechende Riffelungen, Rautierungen o.ä. und einen Knauf mit geringerem Durchmesser aufweisen wie der CS-Stick (max. 50 mm).
Grundsätzlich sehe ich solch einen Stock für die angesprochenen Zwecke als sehr gutes und wirksames Hilfsmittel an, das zudem keinerlei Führungs-Einschränkungen unterliegt. Ich bin gerade dabei, mich an die regelmäßige Mitführung im Alltag zu gewöhnen.
Ich hoffe daher, vielleicht doch noch einen Hersteller "auftun" zu können, der etwas Entsprechendes anbietet.