Beiträge von Micha M.

    Die Origin-Story ist imo Marketing, da hätts des Tanten-Besuchs echt nicht bedurft. Ein Blick auf den Spyderco Lum Chinese Folder oder das entsprechende Linton Cutlery - Modell vor Jahren hätte zum Kennenlernen der Form gereicht. Hoffentlich jedenfalls, sonst müsste jetzt Voxnaes für seinen bei Fox aktuell herausgebrachten Chilin-Folder noch ne China-Tante aus dem Hut zaubern. Aber der Tanten-Plausch ist imo weniger schlimm als das übliche Eliteninjasealblabla oder die Titel-Blutrunst bekannterer Mitbewerber...

    Und verwurzelt und gängig ist die Form auf jeden Fall in China, ob mit oder ohne Tante. Und sie macht sich doch offenbar gar nicht schlecht und ist vielseitig. Und das bei einem Messer, das gut gemacht ist, ohne den derzeit aufkommenden US-Preiswahnsinn mitzumachen. Ein Chinese Folder muss ja nicht immer aus Golden sein...

    Der Gedanke findet sich ja durchaus wieder bei den verschkedenen Argumenten :thumbup:

    Aber selbst die Applegate-Fairbairns, von denen Du ja einige hast, haben ja auf ihren beiden Seiten unterschiedliche Anschliffe, um den Schneiden bedarfsweise unterschiedliche Eigenschaften zu verleihen.

    Das Amphibian war auch noch nicht speziell dafür gemacht, aber immerhin ein kompakter und bezahlbarer Dolch, eigentlich vor allem ein Tauchermesser. Aber die Frage war da ja schon, warum Cops mit Toolbedarf überhaupt einen "bösen Dolch" kriegen sollten...

    Ich mag das SEK übrigens und kenne auch einige Kollegen des Einsatzbereichs, die das kompakte stabile Messer auch schätzen und nach Privatbeschaffung führen.

    Meins ist einschneidig, DLC-beschichtet und michapassend grünbunt umgekleidet...also kein Dolch...



    Hier mal welche von den erwähnten Messern...



    Die Überlegung ist m.E. die gleiche, die auch bei den meisten Tauchermessern zu der Aufteilung mit einer glatten und einer gewellten Schneiden-Seite führt:

    Bei geplanten Arbeiten gibt es solche, bei denen man eine glatte Schneide vorzieht, z.B. insbesondere auch bei Druckschnitt.

    Andererseits hat Wellenschliff seine Vorzüge bei Seilen, Gurten, Netzen.

    Und bei Wellenschliff kommts sozusagen eben auch auf die Länge an: Je mehr Zähne ich durchs Schneidgut ziehen kann, umso besser sollte das Schneidergebnis im Zugschnitt ausfallen.

    Symmetrische oder asymmetrische Dolche wie der Avenger, das SOG Pentagon, das Eickhorn GTK oder der Kizlyar Stalker sind vermutlich aus diesen Gründen mit einer Aufteilung ausgelegt wie bei einem Tauchermesser - und das funktioniert schon ziemlich gut.

    Ich mag nicht ausschließen, daß bei einzelnen Dolchen mit einem beiderseitigen schmalen Wellenbereich hinten an beiden Schneidenseiten eine Rolle gespielt haben mag, daß es gut aussschaut, einen symmetrischen Dolch auch symmetrisch zu gestalten. Außerdem ist ein kurzer Abschnitt mit den gängigen Werkzeugen einfacher zu machen als ein langer: Die Schleifeinrichtungen dafür sind meist so zwischen eineinhalb und zwei Zoll breit....

    Es gibt aber durchaus auch eine funktional argumentierende Begründung, und das ist die, die auch vor Jahren dazu geführt hat, daß das Kershaw Amphibian erster Polizei-Einsatzdolch mit Werkzeugzweck bei einer deutschen SE wurde: Die Absetzer wollten ein Messer, mit dem sie bei schnellem Kappungsbedarf das ganze Gerödel über sich zu beiden Seiten ohne Gelenkdrehung gut trennen konnten.....also sowas wie unser vielzitiertes beidseitiges Rosmarinmähen :)

    Folgt man DEM Gedanken, macht es Sinn, beide Seiten mit einem Wellenschliff-Segment zu versehen.

    Es gibt also Argumente für beide Gestaltungen.

    Ich gebe zu, zumindest nach derzeitigem Stand finde ich die "Tauchermesser-Aufteilung" unterschiedlicher Seiten praktischer und habe mit Messern wie Stalker und Pentagon gute Erfahrungen mit der langen Wellenschliffseite.