Review zum Messer von Erich Niemeyer aka taktisches Einsatzmesser:
1. Historie:
Am Anfang möchte ich mich bei den Männern bedanken, die uns diesen Test erst ermöglicht haben. Das sind zum Einen die Firma G-Gear und zum Anderen Erich Niemeyer als Macher.
Vielen Dank nochmals!
2. Erster Eindruck:
Als ich das Vergnügen hatte, das Messer auszupacken, fiel mir als Beginn einfach nur „heftig“ ein. Damit meine
ich hauptsächlich das Gewicht des Messers, welches mir weitaus schwerer in der Hand lag.
Gewichte und Masse von Messer und Kydex-Scheide wurden bereits beschrieben und ich möchte diese Wiederholungen vermeiden.
Im Nachfolgenden mag verschiedenen Mitlesern meine Meinung teilweise etwas kleinlich vorkommen, aber bei einem edlen Teil zum Preis von € 370,- sollte das genauere Hinschauen erlaubt sein.
3. Art des Messers:
Ich finde entgegen teilweise den Vorkommentaren, das die Einteilung weder als taktisches Messer noch als
Outdoormesser zu sehen ist, denn von beiden Einsatzbereichen vereinigt es Elemente in sich. Für mich ist dieses Messer, wie viele andere im Übrigen auch, als Kompromiss zu sehen.
Für mich ist es als Einsatzmesser an sich zwar zu schwer, aber dadurch auch als Hebelwerkzeug geeignet. Diese
Robustheit macht es auch zum Batoning im Outdoorbereich geeignet.
Die Klingenstärke, die für mich ca. 60 % der Klingenfläche bis zum Klingenrücken hin umfasst, steht hier der
Schärfe etwas im Weg, bürgt aber für die Robustheit. Dies ist ein Indiz für die Verwendung als Outdoormesser.
4. Kydexscheide:
Die Passform der Scheide ist für mich sehr ordentlich, die Verwendbarkeit sehr eingeschränkt.
Zum Einen ist sie nur für die Linkshänder-Trageweise konzipiert, weiter ist der Gürtelclip viel zu kurz, um
eine auch nur annähernd sichere Trageweise zu ermöglichen. Die teilweise schlecht sitzenden Ösen sollten so eingesetzt werden, um daran ein großes Tek-Lok der neueren Bauweise, also mit zusätzlichem Sicherungsclip, zu
montieren. Ein durchschnittlicher deutscher Einsatzgürtel liegt zwischen 40 und 45 mm, Breiten um die 50 mm sind aber auch keine Seltenheit. Hier ist der Clip vollkommen unterdimensioniert.
Sollte man versuchen, sich mit Messer und Clip hinzusetzen, wird das Messer, mir selbst ist es mehrfach
passiert, unweigerlich den Gürtel verlassen, weil der Clip beim Hinsetzen mitsamt Messer hochgedrückt wird. Die Clipspange hat aufgrund der mangelnden Länge keine Chance, bis unter den Gürtel zu greifen und das Messer mitsamt Scheide zu sichern.
Für die Hosentaschen-Trageweise eignet sich das Messer aufgrund von Größe und Gewicht überhaupt nicht.
5. Messer:
Die genauen Maß- und Gewichtsangaben wurden bereits hinlänglich beschrieben. Sowohl Stahl als auch
Griffmaterial eignen sich für vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Klingenstärke gibt auch für den animalischsten Gebrauch genügend Sicherheitsreserven her.
Die Klingenlänge und die Klingenform eignen sich auch für diverse Einsatzmöglichkeiten in und außer
Haus. Jagdlich ist die Klinge nur eingeschränkt zu gebrauchen.
Die Daumenauflagen auf dem Klingenrücken sind für meinen Geschmack zwar an der richtigen Stelle, aber zu
groß im Durchmesser und drücken sich dadurch bei längerem Gebrauch in der entsprechenden Haltung sehr in den Daumen hinein. Abrundungen mit insgesamt kleinerem Halbkreisdurchmesser wären hier besser geeignet.
Bearbeitungsspuren, die teilweise schon aufgezeigt wurden (siehe Nachsatz/Ende Handschutz), sollten bei einem
370-Euro-Messer nicht vorkommen. Im unteren Griffbereich, also wo der kleine Finger bei einem Rechtshänder liegt sieht es auch, als kämen die deutlich sichtbaren Spuren vom Gebrauch eines Dremels o.ä. Das steht nicht im richtigen Verhältnis zu einem Messer dieser Preisklasse.
6. Griff/Haptik:
Der Griff ist für mich für vielerlei Arten geeignet, das Messer zu führen und zu gebrauchen. Sowohl für
größere als auch für kleinere Hände ist genügend Volumen vorhanden, um eine sichere Handhabung zu gewährleisten.
Die Griffschalten zeigen eine schöne Maserung und lassen auch keinen Rückschluss zu, ob es sich um ein
Outdoor- oder ein Tactical-Messer handelt.Schade ist es für mich hingegen,
dass es den Griffschalen an den notwendigen Abrundung in den Übergängen
mangelt. Auch hier hätte ich bei einem Messer dieser Preisklasse mehr erwartet.
Dadurch nutzt auch die sehr angenehme Gewichtsverteilung nicht mehr viel.
7. Gesamtfazit:
Das Messer macht für mich einen
soliden und gebrauchsfähigen Gesamteindruck, der leider durch kleinere Mängel
und Bearbeitungsspuren getrübt wird. Sollten die von mir aufgezeigten Mängel
beseitigt werden können, würde sich auch der Preis relativieren. In diesem
Qualitätszustand finde ich die € 370,- einfach zu teuer. Es gibt maschinell
hergestellte Messer, die für weniger Geld eine bessere Verarbeitung bieten. Da
die Mängel jedoch mittels relativ geringem Aufwand zu beseitigen sind, würde
sich dann der Preis für mich im korrekten Bereich befinden. Wichtig finde ich
es auf jeden Fall, dass das feststehende Messer nicht unter das Führverbot gem.
WaffG fällt.