Beiträge von LtHarald

    Du bringst hier einige Dinge durcheinander.
    1) vergüten = härten + anlassen
    2) RWL34 ist aufgrund seiner Chemie kein klassischer Vergütungsstahl. Allerdings zeigt er aufgrund der Wärmebehandlung ein Vergütunggefüge mit Karbiden.
    3) Pulvermetallurgisch hergestellte Stähle zeigen immer (bei richtiger Prozessführung) ein feineres Gefüge. Bei klassischer Schmelzmetallurgie werden einzelne Gefügebestandteile (Ausscheidungen = Karbide in diesem Fall) zumeinst grob gebildet, da diese hauptsächlich aus der Schmelze erfolgt. D.h. bilden sich bei sehr hohen Temperaturen, damit vergröbern diese sehr schnell. Nur ein geringer Anteil wird dann während der Wärmebehandlung gebildet.
    3) die chemische Zusammensetzung des Stahls ist nur das Grundpotential, um die geeigneten Eigenschaften zu erlangen muss die richtige Wärmebehandlung her (ist quasi mit dem Training eines Sportler gleich zusetzen). Weiters muss zu jedem Werkstoff/Stahl immer die bestmögliche Geometrie gewählt werden. Nur mit diesen 3 Faktoren erhält man das optimale Ergebnis.
    4) Noch ein Wort zur Wärmebehandlung, du kannst mit leichten Änderungen in Prozess ganz andere Eigenschaftsprofile einstellen. im Klartext. Vergüten ist nicht Vergüten.


    Obwohl dieser Beitrag schon länger online gestellt wurde, möcht ich ein paar Dinge hier ins richtige Licht rücken. Schon klar jeder hat hier so seine Präferenzen was den "richtigen" Werkstoff/Stahl betrifft, allerdings wenn wir hier schon diskutieren dann hoffentlich auch mit nachvollziehbaren und realistischen Argumenten.


    Der gute Lars wirft bei seinem Vergleich des 1.4153 volgo SB1 o. Niolox alle anderen rostfreien Stähle wie RWL34, ATS34, 154CM, VG-10, S30V in einen Topf.
    Gerade der RWL34 muss hier herausgezogen werden, weil dieser nicht klassisch schmelzmetallurgisch hergestellt wird sondern über die Pulvermetallurgie. Damit erhaltet man eine sehr feine Struktur sowohl der Matrix (nach dem richtigen Vergüten einen sehr feinen Martensiten) und ein sehr feines Karbidnetzwerk, welches über Schmelzmetallurgischen Weg nicht herstellbar ist!
    Weiters ist nicht herzuleiten wieso für einen Messerstahl das Legierungskonzept des SB1 besser als zb. RWL34 oder ATS34 sein soll. Der Vorteil von Vanadium- und Niob- gegenüber Mo-Karbiden ist vorallem im höheren Temperaturbereich zu suchen, da diese Karbide erst bei höheren Temperaturen vergröbern bzw. zerfallen. Für die Messeranwendung ist dieser Umstand allerdings nicht relevant. Wichtig ist hier nur, dass ich Karbidbildner habe die schneller in der Lage sind den Kohlenstoff zu "schnappen" als Cr. Chrom wird ja für die Korrosionsbeständigkeit benötigt und hier sind min. 8% ("flugrostsicher") besser 12% (korrosionsbeständig) im Eisengitter von Nöten.
    Leider werden hier nie die Einflussgrößen Klingengeometrie sprich Winkel und Wärmebehandlung mit ins Kalkül gezogen, wenn um die die Schneidfähigkeit und die Schneidhaltigkeit diskutiert wird. Ich muss die die Klingengeometrie auf den Werkstoff anpassen. Als Faustregel gilt: Je verschleißbeständiger der Werkstoff desto größer muss der Klingenwinkel sein, um eine ausreichend stabile Schneidkante zu garantieren.
    Die Eigenschaften des Stahls sind nicht nur über die Chemie des Stahls bestimmt. Erheblichen Einfluss nimmt die Wärmebehandlung auf das Eigenschaftsprofil. Durch gezielte Kombinations aus Härtetemperatur/-zeit, Abschreckgeschwindigkeit (Medium), Anlasstemperatur/-zeit und Zyklenanzahl können unterschiedlichste Eigenschaften eingestellt werden.


    In diesem Sinne es ist sehr oft die persönliche Vorliebe oder die Verfügbarkeit wieso ein best. Messerstahl herangezogen wird. Alle oben genannten Stähle liefern bei jeweils richtiger Wärmebehandlung und geschickt gewählter Klingengeometrie Messer der absoluten Oberliga.


    lg