Wow danke ersteinmal für die vielen kompetenten Antworten und Vorschläge. Da muss ich mich erst nochmal in Ruhe einlesen.
Gestern war wieder so ein Tag... Kaum beschäftige ich mich mit der Frage nach einem "Einsatzmesser" gab es gestern schon wieder einen großen Einsatz, welcher genau das Einsatzgebiet betrifft, für das ich mich nach einem Messer umsehe.
Konkret ging es um Abstütz-, räum und Bergungsmaßnahmen nach einer Gasexplosion in einem Wohnhaus. Das war jetzt die zweite Gasexplosion mit Gebäudeeinsturz innerhalb von zwei Monaten und der dritte Einsturz innerhalb eines dreiviertel Jahres. Aber ich muss sagen dieser Einsatz hatte es besonders in sich. Im Sinne von besonders gefahrlich. Wir waren in einem extrem fragilen Kellergang mit Abstützen beschäftigt wobei immer wieder Teile des Hauses nachrutschten und der betreffende Gang wirklich sehr in mitleidenschaft gezogen war.
Doch der Einsatz hat mir aber wieder vor Augen geführt, was ich mit meinem Messer machen bzw. können will. Ich musste dünne Litzen, Seile, Stofffetzen und Gurte durchtrennen. Dazu musste ich dünne Holzvertäfelungen abhebeln und auch ein Türrahmen war dabei. Auch habe ich mir im Nachhinein wieder gedacht wie wichtig ein solches Werkzeug werden kann...
Es kam ja die Frage auf, was ich sonst noch so bei mir trage. Dazu habe ich vor einiger Zeit mal eine Liste aufgestellt. Erschreckt bitte nicht (Ich habe die Liste mal im ganzen kopiert, damit klar wird, was ich schon alles schleppe):
Ich habe immer dabei:
- Eine Dräger PX1 an der dafür vorgesehenen Helmhalterung
- Eine Zebralight H600 MKII ebenfalls am Helm
- Eine passende Dräger Schutzbrille
- Noch einen dieser Silikon Leutkeile unter dem Band der Kopflampe und der Brille
- min. zwei Kulis und so eine Notitzmappe der Bundeswehr, wo einige Stifte und ein Wasserfester Notizblock drin sind. Zusätzlich sind ein Planzeiger, einige Tabellen und Funkrufnamen enthalten (rechte Brusttasche)
- Einen Edding und Markierkreide (Pax Holster am Gürtel)
- 2m Zollstock und Malerbleistift (Zollstocktasche)
- Sanrenmu 910+ (rechte Hosentasche)
- Dünne enganliegende Montagehandschuhe und Handschuhe von Engelbert und Strauß (linke Beintasche)
- Lederhandschuhe Stulpe und THW Handschuhe (hängen am Gürtel) oder anstatt der THW Handschuhe Feuerwehrhandschuhe
- Olight M22 Warrior (Mit Tasche am Gürtel) + Ersatzakku 18650
- Victorinox Swisstool Spirit (mit Butterbrotklinge) (Mit Tasche am Gürtel)
- 180cm Bandschlinge und HMS Karabiner (Rechte Beintasche)
- Engelbert und Strauß Schutzbrille (Rechte Brusttasche)
- Drei Paar Ohrenstöpsel (Innentasche)
- Dreieckstuch und Rettungsdecke (linke Jackentasche)
- Vier paar Infektionsschutzhandschuhe (linke Oberarmtasche)
- Wera Wechselschraubendreher mit Bits im Griff (Pax Holster)
- Ein paar lange Nägel und Kabelbinder sowie etwas isolierband (Pax Holster)
- Packung Taschentücher (Innentasche)
- Kleiner Rollgabelschlüssel (PAX Gürteltasche)
- Kleiner Motorsägenschlüssel (PAX Gürteltasche)
- Seit neuestem wenn es dunkel wird ein Klarus RS80 am Schultergurt umgehängt oder eine Pelican 9410
- In der linken Beintasche noch ein Stück D-Schlauch, was ich unten zugenäht habe. Darin steckt eine kleiner Wera 1000V VDE Schraubendreher sowie ein 125mm Knipex Seitenschneider 1000V
Was die Ausstattung angeht, welche wir normalerweise mitführen, kann ich nur sagen, dass das Situationsabhängig ist. Normalerweise ein Bergebeil (http://smg.photobucket.com/use…mlung/Bergebeil1.jpg.html). Ein Halligantool wäre auch noch auf dem GKW (Gerätekraftwagen) aber das wäre gestern beispielsweise aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht zu gebrauchen gewesen. Eine Akkusäbelsäge zum durchtrennen von gröberen Materialien hatten wir ebenfalls dabei. Achja und wir arbeiten ausschließlich im Team.
Zur Sägezahnung: Mittlerweile bin ich auch schon wieder von dem Gedanken weggekommen, nur "plain edge" Messer in Betracht zu ziehen. Ich hatte mir das ursprünglich mal gedacht, da solche Messer leichter zu schärfen wären. Aber ihr habt recht. Ein Teilwellenschliff wäre für mein Einsatzgebiet sicherlich nicht verkehrt. Somit kann dieses Kriterium getrost nicht beachtet werden.
Was Messer über 12cm angeht: Ich möchte das Messer legal zur Unterkunft transportieren können ohne es einschließen zu müssen.
Auch das gerber Prodigy wurde ja angesprochen. Dazu kann ich nur sagen ich besitze es bereits und muss sagen, dass es mir eigentlich nicht wirklich gefällt. Ein wichtiger Grund, warum ich das messer nicht im Dienst führe ist auch, dass es sehr aggressiv wirkt und quasi "Kampfmesser" in den Augen eines "Messer-Muggels" schreit. Aber das ist natürlich auch bei den Extrema Ratios der Fall
Das Eickhorn ABW II hingegen sieht wirklich klasse aus und scheint mir für meinen Einsatzzweck sehr geeignet. Das werde ich mir auf jeden Fall nochmal näher ansehen und mit Robert Kontakt aufnehmen.
Mir fällt eben noch ein um die "alltäglichen Schneidaufgaben" zu konkretisieren. Um ein Brötchen aufzuschneiden oder ein Stück Schnur abzulängen habe ihc noch mein Multitool und einen Folder dabei. Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Ich hätte nur gerne keine reine Brechstange sondern möchte auch schweres Material wie mal ein Gurtband, Seil oder was sonst so in Trümmern rumfliegt durchtrennen können.
schlangus: Natürlich. meine Ausrüstung wird gepflegt. Im Ernstfall könnte mein leben davon abhängen. Da sind die paar Minuten Pflege gut investiert. Ich hatte es nur schon des öfteren, dass mir Leatherman Tools, welche nah am Körper unter der Jacke getragen wurden, Flugrost angesetzt haben.
Das M.A.K-1 von CRKT sieht auch interessant aus. Meine Zollstocktasche ist allerdings schon voll mit einem Zollstock und einem Zimmermannsbleistift
Es tut mir leid wegen den Abkürzungen. Ich vergesse manchmal, dass die nicht jeder kennt.
@Micha M. Ich denke deine Variante B trifft meine Gedankengänge ganz gut. Ich möchte damit auf jeden fall noch in gewissem Umfang schneiden können. Deine Ausführungen zum Thema Spitze scheinen mir auch sehr stimmig. Eine Meißelspitze erscheint mir immer passender.
EDIT: Ich lese gerade du sprichst von einer "Einsatztasche". Ist das eine Tasche, welche du im Fahrzeug mitführst und dich daraus bei Ankunft ausrüstest? Was mich angeht, so muss ich auf jeden Fall meine Ausrüstung am Mann tragen. Nochmal zurück zum Fahrzeug ist oft leider nicht drin oder zumindest unpraktisch.
@Serration:
Da sprichst du meiner Meinung nach einen sehr wichtigen Punkt an. Wie ich oben ja bereits zum Thema Prodigy sagte ist es wichtig, dass das Messer nicht zu aggressiv wirkt. Dieser grund lässt mich auch mehr und mehr von den ERs abkommen.
Danke nochmal, dass ihr euch solche Mühe gebt, mir bei der Auswahl eines passenden Messers zu helfen!
Gruß, Sebastian