- Die Klinge -
Das Epicenter verfügt über 8,8 Zentimeter Klinge in Gestalt in einer modifizierten Droppoint-Form. In Kombination mit einer sehr langgezogenen und nur leicht angedeuteten falschen Schneide wirkt die Klinge des Epicenters sehr dynamisch und lebhaft. Vier Millimeter Klingenstärke sorgen für ausreichend Stabilität. Gut ein Zentimeter vor der Klingenspitze sind noch zwei Millimeter Materialstärke vorhanden.
Das Epicenter wurde mit einem Flachschliff versehen, welcher circa sieben Millimeter unter dem Klingenrücken beginnt. Damit sollte die Schnittleistung sehr passabel sein.
Um dem Daumen etwas mehr Grip zu bieten wurden eine Profilierung auf dem Klingenrücken angebracht. Nicht quer zur Klinge, sondern mit einem Radius. Auch bei diesem Detail hat sich Böker streng an das Rexford-Custom gehalten. Die Auflage hätte jedoch etwas „griffiger“ sein können.
Die Schneide ist absolut symmetrisch ausgeführt und war rasierscharf abgezogen. Hier gibt es ebenfalls nichts zu meckern.
Für einen sanften Klingengang verwendet Böker eine Kombination aus Teflon- und Bronze-Gleitscheiben. Ein Klingenspiel ist nicht zu verzeichnen.
Die Längssatinierung ist recht fein ausgefallen und Böker wirklich gut gelungen. Jedoch somit auch etwas anfälliger für Kratzer. Der Daumenpin ist ausreichend dimensioniert, um ein zuverlässiges Öffnen zu gewährleisten. Dieser erinnert etwas an die Gestaltung der Klingenachse (dreiteiliger Aufbau) und ist ebenso beim Custom wieder zu finden. Meiner ist (leider) auf der Strecke geblieben. Ich habe diesen direkt nach Erhalt des Epicenters demontiert. Die Einhandbedienung brauche ich beim Epicenter nicht. Zudem sieht das Messer auch ohne diesen sehr schick aus. Der Klingenüberstand reicht gerade aus, um es mit zwei Fingern der anderen Hand öffnen zu können. Ähnlich wie bei dem Gentle Folder von Böker. Beim Abschrauben ist es wichtig darauf zu achten, das die Gegenseite des Pins nicht mitdreht. Dadurch entstehen unschöne kreisrunde Kratzer. Ich habe leider nicht darauf geachtet. Auf den Fotos ist die Bohrung mit einem Stückchen eines nachtleuchtenden O-Ringes verschlossen. Dieser wurde mittlerweile durch einen Glowspot in blau ersetzt. Die runden feinen Kratzer habe ich mit der rauen Seite eines üblichen Spül-Schwamms entfernt. So sollte auch der ein oder andere unschöne Kratzer entfernt werden können. Wichtig ist, nur in Längsrichtung zu arbeiten.
Sehr gut gefällt mir, dass im geschlossenen Zustand keine unschöne Kante im Bereich der Klingenwurzel übersteht. So weist das Epicenter auch im geschlossenen Zustand ein harmonisches Erscheinungsbild auf.
Wird es dunkel leuchtet der Glowspot dezent blau... .
- Im Gebrauch -
200 Gramm sind schon eine Ansage. Das Messer fühlt sich schwerer an, als man zunächst annimmt. Die massiven Titanplatinen tragen einen Großteil zum Gesamtgewicht bei. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Epicenter etwas grifflastig geworden ist. Der Schwerpunkt liegt circa 2 Finger hinter der Klinge. Für das Handling ergibt sich daraus aber kein Nachteil. Die Klingenform bietet in Kombination mit dem Flachschliff viel Potential, um die täglich anfallenden Aufgaben gut zu meistern. Auch feine Arbeiten können, dank der gut kontrollierbaren Klingenspitze, vernünftig ausgeführt werden. Für richtig grobe Arbeiten (Holz hacken etc.) war mir das Epicenter bisher zu schade.
Mit dem VG-10 bekommt man einen ordentlichen rostträgen Stahl, der sich mit dem Sharpmaker gut scharf halten lässt. Das Epicenter fühlt sich, eingeklippt in der Hosentasche, nicht mehr ganz so schwer an. So ist es als größeres EDC problemlos tragbar. Auf der fein gestrahlten Oberfläche des Titans wird im Laufe des Gebrauchs der ein oder andere Kratzer entstehen. Bei Griffen aus Titan, wie bei Reeve`s Sebenza, empfand ich solche Gebrauchsspuren jedoch nie als störend oder hässlich wie beispielsweise bei normalen Stahlgriffen.
- Größenvergleich -
Strider SNG, Böker Plus Epicenter, Böker Cox
Pohl Force Alpha 2, Böker Plus Epicenter, Pohl Force Bravo
- Fazit -
Mit dem Epicenter bringt Böker ein Messer auf den Markt, von welchem man nicht erwarten würde, dass seine Geburtsstätte in Fernost liegt. Der Herstellungsort ist für mich auch kein Kaufkriterium. Die verwendeten Materialien sind hochwertig. An Titan wurde hier bestimmt nicht gespart. Die Verarbeitung ist sauber und das Epicenter fühlt sich auch wirklich sehr hochwertig an. Das Design von Todd Rexford ist ohnehin sehr gelungen.
Es stellt sich deshalb die Frage: ist das Epicenter (seinen) Preis wert?
Böker liefert viel Titan und VG-10. Und das sehr gut verarbeitet. Dazu ein Custom-Design eines erfolgreichen Messermachers, welcher im letzten Jahr einen Auftragsstop verkünden musste. Mir gefällt das Epicenter sehr gut. Ein klares Design ohne viel Schnick-Schnack mit hohem Gebrauchswert. Deshalb ist das Epicenter seinen Preis wert und ich kann es absolut empfehlen.
Vielen Dank für`s reinschauen.
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Gentleman...