Hallo VerusVota,
als erstes: Du erscheinst mir emotional sehr involviert zu sein. Dann kann es sein, daß eine sachliche Diskussion schwer wird. Diese Diskussion ist schon ganz nahe am Rande zu entgleiten. Ich fände schön, wenn sie das nicht täte. Dann würde ich von mir aus nicht weiter antworten, denn eine unsachlich geführte Diskussion mag ich nicht.
Insgesamt nehme ich bei Dir eine ziemliche Ablehnung gegenüber meiner Argumentation wahr, die ich aber leider an vielen Stellen nicht nachvollziehen kann, ich werde mal exemplarisch weiter unten auf einige eingehen.
Mein Eindruck ist, daß Du ein sehr idealisiertes Bild vom großen Themenkomplex "Produktmanagement" hast (denn um nichts anderes geht es hier), aber nicht so viele konkrete Erfahrungen auf diesem Gebiet hast.
Die Idee meiner Antwort war, die Frage "Ist dies oder jenes durch ein Nachfolgeprodukt überholt?" ein bißchen auf die nicht so ideale und zugegebenermaßen auch manchmal zynische Realität herunterzuholen, in der sich die Frage leider nicht stellen lässt:
Dinge, die unterschiedlichen Spezifikationen folgen, kann man nur schwer vergleichen. Das wäre so in etwa wie wenn Du fragst "Was sind die bessern Sportler? Hochspringer oder Weitspringer?"
Ich habe zugegebenermaßen noch keine Erfahrung im Produktmanagement von Tarnmustern, sondern nur im Produktmanagement in 3-4 anderen Branchen, die von mir gemachten Aussagen waren allerdings alle in allen Branchen allgemeingültig Stand der Dinge, insofern erlaube ich mir mal, sie zu verallgemeinern.
Es scheint mir so, daß es Dir schwer fällt, Dich darauf einzulassen. Das ist ok, aber schade, weil Du Dir damit selbst eine Weitung deiner Perspektive verbaust.
So viel mal vorab. Jetzt - wie angekündigt - nur einige wenige Beispiele zu deinen Einwänden:
Zitat
Ziel, Anforderungsspezifikation... Verschiedene Begriffe heisst nicht zwingend verschiedene Begrifflichkeit.
Ich habe in meinem Posting definierte Begriffe aus der DIN 69901-5 verwendet. Dein Einwand hinsichtlich der Unschärfe der verwendeten Worte trifft also nicht zu - es sei denn, Du verdächtigst die DIN, nicht sauber definiert zu sein
Zitat
Die Ansprüche vielleicht, die Anforderungen aber nicht.
Ansprüche schlagen sich entweder in Anforderungen nieder oder sie tun es nicht. Tun sie es nicht, dann darf der Auftraggeber auch nicht darauf hoffen, daß seine Ansprüche erfüllt werden. Tun sie es doch, dann können wir ja auch weiter mit dem Begriff "Anforderung" arbeiten. Der Begriff "Anspruch" wird in diesem Bereich daher aus gutem Grund nicht verwendet. Er ist nicht zielführend.
Zitat
Die reinen Anforderungen ändern sich nicht.
Pkw - möglichst sicher und komfortabel fortbewegen.
Handy - möglichst einfach telefonieren.
Smartphone - der Computer in der Hosentasche.
Das ist eine sehr abstrahierte Sicht auf die Dinge, die durchaus in Ordnung ist, in der Realität des Anforderungs-Managements geht es aber so leicht dann doch nicht. Kann man nicht wissen, wenn man in dem Bereich nicht arbeitet. Es ist jedoch so, daß kein Auftragnehmer sich mit der Anforderung "sicher und komfortabel" zufriedengeben wird; wenn er seinen Job gut macht, wird er wird immer und auch zwingenderweise hinterfragen, was das für den Auftraggeber konkret bedeutet. Und da ist der Hund begraben: An der Stelle beginnen, Spezifikationen signifikant unterschiedlich auszusehen - und das darauf hin entwickelte Produkt auch.
Zitat
Spielt das eine Rolle, anders gesagt werden solche Punkte bei der Auswahl in der Zukunft berücksichtigt? Nein.
Es tut mir leid, jetzt muss ich aber wirklich schon fast lachen! Es wäre wirklich schön, wenn wir in einer so idealen Welt leben würden, in der ein Auftraggeber sagen würde "Entwickelt bitte das beste, was geht, koste es, was es wolle". Nein, im Ernst. Das ist Wunschdenken, glaub es mir. Solche Entwicklungsaufträge haben immer entweder ein vorgegebenes Budget oder einen festen Fertigstellungstermin. Meist beides.
Zitat
Wenn ich dich frage: Was ist besser im europäischen Wald, Flecktarn oder GreenZone - argumentierst du dann mit den Kostenvoranschlägen des Militärs, mit dem damaligen Stand der Technik und das man auch berücksichtigen muss wie schnell Flecktarn fertig sein musste?
Ja aber sicher! Jedes Produkt ist immer nur so gut wie man Zeit und Geld für seine Entwicklung hat! So ist das in dieser Welt halt nunmal. Das mag man gut oder schlecht finden, das ändert es aber nicht.
Ich will hier aber mal schließen, Du siehst schon, wohin das führt. Ich denke, die Tatsache, daß wir hier so unterschiedlicher Auffassung sind, kommt einfach daher, daß wir in diesem Bereich unterschiedlich viel (Berufs)erfahrung haben, die sich in einer unterschiedlich idealisierten Sicht auf die Dinge niederschlägt.
Darf ich Dich zum Schluß noch um eines bitten? Bevor Du antwortest, mal kurz tief Luft zu holen?
Danke und - make up your mind
Gruß,