Hier müssen zwei Dinge betrachtet werden:
- Die Robustheit der verwendeten Bauteile als solche und
- die Güte der Verarbeitung.
Fangen wir mal mit den Bauteilen an:
Wie haben hier natürlich zum einen großflächig das Ripstop-Softshell: Natürlich ist Softshell-Stoff nicht dafür gebaut worden, damit in Gleiten zwo über Schmirgelpapier grober Körnung zu kriechen. Das wird es nicht aushalten. Keins. Das wäre eine überzogene Erwartung. Um dem Softshell dennoch eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen Abrieb und Reißen zu geben, hat ClawGear zu einer RipStop-Variante gegriffen. Ist sicherlich 'ne gute Sache.
Bild 1 - YKK-Reißverschlüsse mit Endvernähung
Was mich ein wenig wundert, ist, daß die Ellenbogenpartien nicht verstärkt sind. Diese sind in jedem Fall die ersten Kandidaten für ein Durchscheuern bei hartem Einsatz. Und da ClawGear explizit in der Produktbeschreibung diese Jacke im Zusammenhang mit dem Tragen von Body Armour erwähnt, muss man sich halt auch mal Einsätze vorstellen dürfen, in denen man schnell Deckung suchen muss. Sowas muss dann die Jacke auch abkönnen. Und da wären meiner Ansicht nach ganz klar Ellbogenschoner - bspw. kleine Ovale aus Cordura sehr, sehr sinnvoll, weil die Ellenbogenpartien diejenigen Teile sind, die am ehesten bei "Bewegen in der Deckung" beansprucht werden. Die fehlen hier. Gibt da keinen vernünftigen Grund für. Gehört eigentlich zur Standard-Ausstattung von Softshell-Jacken für "im Gelände". Von solchem aus dem taktischen Bereich sowieso.
Bild 2 - Die überall verwendeten schwarzen Einfassbänder
Die Reißverschlüsse sind Qualitätsware von YKK (siehe Bild 1). Vermutlich YKK 3c oder YKK Opti S40. Mehr Robustheit hätte da ein YKK 5C gebracht. Gerade wenn es mal hektisch wird, Staub und Dreck im Spiel ist und grobe Kräfte walten, ist man mit einem etwas dickeren Reißverschluss auf der sicheren Seite. Der YKK 3c ist schon eher für den Straßen- als für den Geländebetrieb gedacht, um es mal so zu sagen. Eine Nummer robuster dürfte sein.
Dann gibt es dieses schöne Einfassband, das sogar ganz dezent mit dem ClawGear Logo bedruckt ist (siehe Bild 2). Es ist v.a. an Stoßkanten (Ärmelbündchen z.B.) installiert und innen über Nahtwülste aus optischen Gründen genäht. Ich habe jetzt nicht ausprobiert, wie abriebfest es ist, aber es fühlt sich auf jeden Fall eher weich an. Ich werde mal beobachten, wie lange es dauert, bis die kantige Armbanduhr, die ich am linken Handgelenk trage, hier Abrieb erzeugt.
Die Taschen sind innen - ich hatte es oben schon geschrieben - mit Taschenbeuteln aus Netzgewebe versehen, was eine super Idee ist. Das Netzgewebe ist sehr leicht und filigran. Auch hier bin ich gespannt, wie lange es dauert, bis es bei mir da Löcher gibt (z.B. durch das Transportieren eines Schlüssels). Vielleicht hätte hier auch das eine Nummer kräftigere Netzgewebe verbaut werden können...
Zum Schluss das Garn: Lt. Hersteller handelt es sich um Coats-Garn. Das wäre eine Markenfirma. Allerdings ist unbekannt, welches Garn von Coats das ist. Ich hab mal einen überstehenden Faden angekokelt und er brannte schnell komplett weg. Das ist ein Zeichen für reines Polyester-Garn (gut!). Die Garn-Dicke schätze ich mal auf 60er oder 70er Garn. Ich würde sagen, daß es nichts geschadet hätte, hier eine Nummer dicker zu nehmen.
Dann schauen wir mal auf die Verarbeitung:
Mir sind an meinem Exemplar 4 lose Fäden aufgefallen und eine nicht ganz sicher gesetzte Naht (Einfassband am Bündchen eines Ärmels, Bild 2 alles links vom ersten "A" ist nicht ganz sicher vernäht). Die losen Fäden sind nicht so dramatisch, sie zeigen nur, wie genau nach dem Fertigstellen die Qualitätskontrolle erfolgt ist. Die lose Naht am Einfassband des Bündchens lag an einer fehlenden Vernähung (am Nahtende fährt man immer 3 Stiche rückwärts in der eigenen Spur, um die Naht zu fixieren). Das war da nicht erfolgt.
Bild 3 - YKK-Reißverschluss ohne Endvernähung mit Zickzackschnitt am Abschluss
Ansonsten fällt auf, daß die Reißverschlüsse, wo sie keine vorkonfektioniert gekaufte Länge haben, manchmal (an den sichtbaren Stellen) mit schwarzem Einfassband gegen Ausrauschen gesperrt sind (siehe Bild 1, das kleine schwarze Einfassband am Ende des Reißverschlusses) - aber manchmal eben auch nicht (siehe Bild 3 und Bild 4, hier fehlt das schwarze Einfassband). Das ist nicht so fein. Warum ist das unterschiedlich, fragt man sich da!
Bild 4 - Auch hier kein Einfassband am Ende des Reißverschlusses - Gradschnitt am Abschluss
Nun kann man argumentieren, daß man solch ein Einfassband gar nicht braucht und es nur zur Verschönerung an den leichter einsehbaren Stellen vernäht worden ist, dann muss man aber den Reißverschluss andersweitig gegen versehentliches Ausrauschen des Schlittens versperren. Man kann entweder mit der Nähmaschine 4-5x vor- und rückwärts drüberbrettern (hier: 1x drüber) oder aber kleine Metallkrallen einklicken, über die der Schlitten nicht hinwegfahren kann. Beides findet man aber hier nicht.
Oder das ganze ist ein Problem der Qualitätskontrolle bei der Abnahme der Jacken (Produktion ist China) und es ist vergessen worden, alle Reißverschlüsse auf dieses schwarze Band zu kontrollieren.
Dazu kommt noch, daß der Reißverschluss einmal mit einer Zickzackschere zugeschnitten wurde und einmal mit einer normalen graden Schere. Das lässt den Schluss zu, daß die Spezifikation hier nichts vorgibt und der Arbeiter es so gemacht hat wie er gerade wollte. Kann man besser machen. (Zickzackscheren nimmt man bei Stoffen, die am Rand Fäden ziehen und die nicht versäubert werden sollen, ansonsten nimmt man die normale gerade Schere - das hat nichts mit schickem Aussehen oder so zu tun, für die Wahl der Schere gibt's i.d.R. gute Gründe).
Ich werde jedenfalls noch ein paar Male über die Reißverschlussenden mit der Maschine drüberbrettern, damit da nix passiert. Gerade im Outdoor- oder Tactical-Bereich können halt schon mal größere Kräfte auftreten, wenn hektisch ein Reißverschluss bedient werden muss. Und dann möchte den keiner in der Hand halten nachher.