ich wollte jetzt schreiben, im Prinzip hast Du Recht, aber es geht darüber hinaus.
Wenn wir es rein faktisch betrachten, dann muss das Messer einem ja zuerst einmal zusagen, wenn es dann gut in der Hand liegt, dann ist es eigentlich egal, aus welchem Stahl es ist. Das ist vermutlich der Punkt, wo man sich sagt, die Klinge ist zwar nicht aus dem höchstlegierten Schnelldrehstahl, es wird schneller stumpf, aber auch schneller wieder scharf. Mi diesem Kompromiss kann man leben.
Als die mutigen Wagehälse anno dazumal mit ihren Segelschiffen die Weltmeere eroberten war auch für den Seemann ein Messer unabdingbar. Jetzt kann mir keiner erzählen, das selbst am Ende der Ära Segelschiffe, die Seemänner Messer aus hochlegiertem Stahl hatten, und das im Angesicht der Arbeit mit Tauwerk. Das ist überhaupt das Letzte was sich gut schneiden lässt. Ich habe noch eine Rolle halbzölliges Tauwerk hier liegen, das kichert sogar bei s30v.
Da wurde eben das Messer angesetzt und mit etwas stabilen draufgehauen, "batoning" an Deck sozusagen.
Der Stahl einer Klinge ist heutzutage aber ein sehr wichtiger Faktor, nicht nur materialtechnisch bezogen, sondern bei Messern auch verkaufstechnisch. Nicht zu vergessen, spielt auch die eigene Vorliebe, gepaart mit der eigenen Erfahrung, eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Dann spielt es auch mit, was will ich mit dem Messer machen. Hier gibt es jetzt Unterschiede, aber dem wird dadurch Rechnung getragen, daß etliche Firmen das gleiche Messer mit verschiedenen Stählen anbieten.
Als Beispiel, wenn auch zwei verschiedene Messer, ein Military mit s30v und ein CS Bushman-Folder in cpm 3v. Schnittest an einem Stück Papier, das Military schneidet ziehend durchs Papier einwandfrei, drückend hat es seine Mühe. Die Klinge aus 3v schneidet sowohl ziehend, wie drückend einwandfrei.
Um auf die Frage von Thomas zurückzukommen, wo ordnet man den cos-Stahl, betreffend Zähigkeit ein, ich weiß es nicht. Soweit ich weiß, ist es ein dreilagiger Stahl, was die Sachlage noch erschwert.
Dreilagiger Stahl bedeutet, man muss die verschiedenen Stähle irgendwie zusammenbringen, kleben fällt aus, also wird es wohl schweißtechnisch geschehen, was eine hohe Hitze erfordert.
Bei einem schlüssigen Schweißverbund kommt es im Kontaktbereich der zu verschweißenden Oberflächen zu Diffusion, was genau bei hochlegierten Stählen dann wohin wandert entzieht sich meiner Kenntnis.
Bei niedriglegiertem Stahl sieht es wohl so aus, verschweißt man z. B. kohlenstoffschwachen Stahl mit einem kohlenstoffreichen Stahl, die Fachleute mögen meine Wortwahl entschuldigen, werden die kohlenstoffarmen Komponenten ein wenig härter, die kohlenstoffreichen Komponenten ein wenig zäher. Was aber stattfindet, es entsteht ein neuer Werkstoff.
Ein Beispiel, auf yt kann man japanischen Meistern zusehen, wie ein Katana entsteht.
Zunächst setzt er das "Schweißpaket" zusammen. Wenn der Meister dann das Paket verschweißt, ändert sich der Ton beim Schlagen mit dem Hammer auf den glühenden Stahl. Bei schlüssiger Verschweißung ist ein glockenheller Ton zu hören, der übrigens auch bei der Feuerverschweißung von Baustahl und 1.2842 zu hören ist, ohrenscheinlich kein Vorrecht von Tamahagane.
Was ich mit dieser langatmigen Erklärung sagen will, eine aufwendige Werkstoffanalyse dieses cos-Stahls würde zwar Klarheit über die Legierungsanteile bringen, aber es wird wohl, wie gearrillero schon anführt, dem Anwender überlassen sein, wie die Klinge sich schlägt, auch hier unter Berücksichtigung dessen, was der Anwender damit anstellt.
Die Tabellen sind natürlich nicht schlecht, bieten sie doch irgendwo einen Anhaltspunkt. Doch es bleibt ein -aber- übrig. Unter welchen Gesichtspunkten wurden die Stähle eingeordnet, hatten alle die gleiche Klingengeometrie, waren alle gleich geschliffen, alle die gleiche Härte usw.
Man muss kein Metallurg sein um sich vor Augen zu führen, das ein Stahl mit circa 14 Chrom aufwärts relativ kortosionsbeständig ist, natürlich abhängig davon, was dem Stahl zusetzt.
1-2% Wolfram oder Vanadium heben den Stahl schon in eine andere Liga, was Schneidleistung betrifft. Erhöht man den Anteil der beiden Legierungsanteile macht es schon nicht mehr soviel Sinn für eine Klinge. Ein hoher Wolfram- oder Kobaltanteil dient der Warmfestigkeit der Stähle, der Sinn bei einer Messerklinge sei einmal dahingestellt.
Die Pulvermetallurgie hat uns dahin gebracht, Stähle mit gleichmäßigen Gefüge und hohem Legierungsanteil zur Verfügung zu haben. Natürlich macht man daraus Klingen, wieso auch nicht? Nur kann ich mir schwer vorstellen, wofür eine Messerklinge 10 % Wolfram braucht, na gut, wenn jemand heiße Kupferbarren zerteilen muss, dann wäre es nicht schlecht.
Viele Grüße
Roman