so, die Richtung hast Du ja schon einigermaßen getroffen, die Arbeit ist parallel an den Seiten, die Lederdurchbrüche auf der Scheidenvorseite mit dem darunterliegenden Getierleder zeugen auch von Kreativität.
Was ich allerdings unbedingt vorschlagen würde, es ist eigentlich das was jede Scheide erst zu einer augenfälligen Angelegenheit macht, ist eine gleichmässige Naht.
Ich schildere jetzt einfach mal den Idealfall, die Lederfacharbeiter unter uns können ja noch weiter ausholen oder mich korrigieren.
Nachdem die passgenauen Einzelteile der Scheide vor uns liegen wird der Verlauf der Naht gekennzeichnet, man kann dafür ein spezielles Gerät nehmen das den Verlauf der Naht in das Leder drückt oder man benutzt einfach einen Kugelschreiber.
Mit einem Nahtabstandsmarkierer (ist dieser nicht vorhanden hilft entweder das Augenmaß oder ein Zirkel den man schrittweise voran marschieren lässt) wird diese Linie abgefahren, danach wird mit einer Ahle vorgestochen. Sinnigerweise kann man alles verkleben und dann so verfahren oder man fängt mit der Vorderseite der Scheide an, legt dann die anderen Teile jeweils darunter und markiert diese durch die Löcher auf der Vorderseite mit der Ahle.
Egal wie, nur sollen die Nahtlöcher auf der Vorderseite exakt sitzen, das sieht immer profimäßig aus, wo sie hinten sitzen ist zwar nicht ganz egal, aber das sieht ja keiner wenn sie am Gürtel hängt.
Das Vernähen macht man am besten mit zwei Nadeln, natürlich entsprechend mit Faden bestückt. Einfacherweise nimmt man ungefähr die Fadenlänge die man braucht mal zwei, zieht den Faden durch das berühmte Nadelöhr und verknotet den Faden mit einem anständigen Knoten.
So, jetzt kommt der Moment wo die Kuh das Wasser läßt, man nimmt jeweils eine Nadel in jede Hand und zieht damit den Faden auseinander, und zwar so daß der Knoten mittig ist. Jetzt sticht man eine Nadel durch das erste Loch und zwar soweit daß der Knoten in dem Loch verschwindet.
Das nächste Loch erlebt dann eine doppelte Penetration, von jeder Seite werden die Nadeln gegenläufig eingeführt und auf der anderen Seite wieder soweit herausgezogen daß man den Faden stramm ziehen kann, so wird dann weiterverfahren.
Das ergibt eine Naht in der Form einer Achterschlinge, wenn ich am Ende der Naht angekommen bin nähe ich wieder 4 Löcher zurück, schneide dann den Faden knapp ab und lasse einen Tropfen Sekundenkleber in das Loch laufen. Fertig.
Es gibt natürlich bei Lederarbeiten noch die speziellsten Spezialitäten, aber wir sind ja keine Schuster. Was man sich noch besorgen könnte wäre unter anderem eine Schusterraspel, Pech, diverse Ledernähgarne bis zu Pechdrähten für grobe Arbeiten, desweitern gibt es Kantenlack usw.
Aber es soll ja keine Professur in Sachen Lederverarbeitung werden. Was aber durchaus im Rahmen der Möglichkeiten ist wäre folgendes.
Den Faden kann man auch mit Kerzenwachs leidlich imprägnieren, mehrmals schnell durchziehen, durch die dabei entstehende Wärme zieht das Wachs in den Faden ein und macht Naturgarne sehr widerstandsfähig.
Die Kanten kann man zuerst mit einer feinen Raspel, dann mit einer Feile und zum Schluß mit einem Knochen- oder Hornstück glatt reiben.
Was das Leder angeht, am Anfang bitte keine Experimente mit dem sündhaft teuren Spießleder machen, das Zeug kann einem als Anfänger die Lust total verderben. Nach dem Wässern ist es geschmeidig wie ein alter Lappen, beim Trocknen entwickelt es die Presskraft einer Würgeschlange, zuerst bekommt man das Messer nicht mehr aus der Scheide, danach gehts ganz leicht weil das schrumpfende Leder das Garn zerreißt, es gibt sogar Gerüchte daß schrumpfendes Spießleder das Messer zu einem Eispickel formte.
Bei Einweichen von Leder in Wasser vor dem Nähen kann man normales Haushaltsnatron in das lauwarme Wasser tun, es sorgt dafür daß weichere Lederarten nach dem Trocknen schön steif werden.
Sollte man die Scheide direkt auf das Messer nähen, das Messer mit Frischhaltefolie einwickeln, die trägt nicht so dick auf wie Alufolie und reißt auch nicht dauernd. Das ist auch anzuraten bei rostfreien Klingen, die Gerbstoffe im Leder können auch hochmoderne Klingenstähle manchmal schnell an die Belastungsgrenzen ihrer Korrosionsbeständigkeit führen.
Wenn dann das Stück in Leder gut aussieht kann man es noch wenn gewünscht färben, aber das ist Geschmackssache.
Nungut, bei Naturleder hat man jetzt eben dieses hellbraune Aussehen, das gefällt auch nicht unbedingt jedem, soll doch die getane Arbeit eine gewisse Würde durch angeblich langes Tragen ausstrahlen (es ist ja ein altes Handwerk, diese Lederverarbeiterei, ein bißchen gestandenes Aussehen passt da ganz gut).
Es gibt da ein ganz einfaches Mittel, man mischt in ein bißchen Ballistolöl einfach Bienenwachs und Sojaöl, wenns sich schwer mischen läßt kann man es im Wasserbad leicht erwärmen. Man trägt dann dieses Mittel auf die Scheide auf, lässt es gut einziehen, wischt es ab mit einem Lappen und trägt es noch ein paarmal auf, im Anschluß sieht die Scheide schön dunkel und edel aus.
So, ich hoffe es war nicht ganz langweilig, aber das ist einfach nicht erklärt in zwei Worten.
Viele Grüße und fröhliches Nähen
Roman