Als du drüben warst, hast du ja sicher gesehen, dass in diesem Konflikt vieles ziemlich chaotisch läuft. Und zwar auf beiden Seiten. In diesem Chaos finden sich dann oft pragmatische Vor-Ort Lösungen die i.d.R. so gar nicht nach Lehrbuch sind. Dazu gehört auch die Kommunikation. Da wird eben vor Ort entschieden, dass es besser ist eine Baumarktfunke mitzunehmen als gar keine. Und man geht das Risiko bewusst, und manchmal auch unbewusst, ein. Umgekehrt darf man davon ausgehen, dass die ELoKa genauso chaotisch verläuft. Sei es wegen mangelhaftem Material, mangelhafter Ausbildung oder mangelnden Fähigkeiten an z.B. genau diesem Frontabschnitt. In dem Bereich höre ich auch oft von blue-on-blue, also dass z.B. Drohnen versehentlich von den eigenen Kräften gejammt werden und abstürzen.
Diese pragmatischen Lösungen sind sehr interessant und werden hoch und runter analysiert, vor allem im Bereich der Spezialkräfte aber auch in allen anderen Bereichen, z.B. bei der Artillerie, wo alte sowjetische Geschütze und amerikanische M777 die Hauptlast des Artilleriegefechtes tragen, obwohl diese Systeme in einem modernen Krieg mit Drohnenaufklärung und Präzisionsmunition eigentlich keine Chance haben sollten. Man darf sich da aber auch keine Illusionen machen, vieles ist da mit heißer Nadel gestrickt und es ist oft nur pures Glück oder Zufall, dass es nicht in einer Katastrophe endet. Aktuell macht z.B. ein Go-Pro Video die Runde, in dem sich eine Einheit der International Legion im Häuserkampf gefilmt hat. Bei deren Vorgehen krieg ich Schweiß auf die Stirn, und das sind alles ausgebildete Soldaten aus den USA, UK, usw.
Da die Ukrainer, nach meiner Erfahrung auch recht... ich sag mal... risikofreudig... sind (bzw. keine andere Wahl haben), weiß ich nicht ob du dein ungutes Bauchgefühl da so leicht wegbekommst. Das ist in einer so intensiven Konfliktzone leider ein Stück weit normal.