Dann will ich mich bei diesem aktuellen Thema auch mal wieder zu Wort melden.
Ich finde es eine sehr gute Idee. Meiner Meinung nach sind Foren wie unseres ohnehin prädestiniert möchte man meinen aufgrund ihres professionellen Klientels.
Ich für meinen Teil sehe das so:
Die Entscheidung damals nach Afghanistan zu gehen überhaupt, ist heute schwer zu beurteilen. Einerseits scheint es fix zu sein, dass der 11 September seinen Anfang dort nahm und andererseits könnte man jetzt sagen "Ach hätten wir nur nicht..."
Doch wichtiger als alles Nachtarocken sollte die Frage sein: Wie gehts weiter?
Die Haltung der Politik macht mir große Sorgen. Zuerst erkennt man nicht die Zeichen, dass die Frauen und Männer vor Ort mehr und bessere Ausrüstung und Unterstützung brauchen. Man ist inkonsequent und verhält sich sehr negativ.
Diese negative Haltung zum Militär ist in Deutschland ja leider usus.
Ob eine "patriotischere" Haltung da von Vorteil ist wie in den USA mag dahingestellt sein, es hat ja alles Schattenseiten.
Dennoch: Es gibt ja so etwas wie einen Krieg in den Herzen zuhause auch. Wie soll man seine ARbeit mit freiem Kopf machen, wenn die Heimat, die Leute, die einen dorthin geschickt haben, nun kehrt machen und sich von der Arbeit die man unter Einsatz seines Lebens dort verrichtet hat, distanzieren, ja sie gar ablehnen? Es war Rot-Grün, das diesen Einsatz begonnen hat.
Doch unabhängig davon, wer nun für das Dilemma, in dem man dort ist verantwortlich ist, muss man zur Frage zurückkehren: Was nun?
Ich sehe das so: Gehen wir so schnell wie möglich raus, lassen alles stehen und liegen, dann werden wir einen Großteil des kümmerlichen restes an Vertrauen in der östlichen Welt verlieren. Zuerst einfallen, ein Land in ein SChlachtfeld verwandeln und anstatt den Dreck aufzuräumen, haut man ab. Wir haben dort Arbeit Geld und nicht zuletzt auch Leben und Herz der Leute vor Ort investiert. Das soll und darf nicht imsonst gewesen sein. Schaffen wir nämlich den Umbruch nochmal, so werden wir Respekt bei der einheimischen Bevölkerung ernten und das Selbstbewusstsein unserer SOldaten und zivilen Helfer vor Ort steigen. Schon allein deshalb, weil sie auch vor den Augen der deutschen Öffentlichkeit zeigen können: "Schaut her, wir kriegen fast alles gebogen, wenn wir anständig unterstützt werden."
Das kann allerdings nur in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort geschehen.
Ein weiteres Problem im Punkt Kooperation stellt Pakistan dar. Solange dieses Nachschublager an feindlichen Kämpfern nicht ausgehoben wird, wird an einen dauerhaften Frieden nicht zu denken sein. Das muss man auch weiterdenken: Ziehen wir uns zurück, nun, die paar Afghanen, die sich mutmaßlich zum Widerstand gegen eine vermeindliche Besatzungsmacht entschlossen haben, lassen uns ziehen. Man kann davon ausgehen, weil es dieses Volk schon meistens so gehandhabt hat in der Vergangenheit.
Doch was ist mit den Kämpfern aus Pakistan?
Werden die den Krieg dann nicht zu uns tragen? Wenn man den Interview mutiger Journalisten dort Glauben schenken darf, so geht es vielen Talibans nicht um ein "Freies Afghanistan" sondern um einen globalen Islam. Momentan ist Afghanistan das SChlachtfeld - und zum Leidwesen unserer Leute und Soldaten werfen wir mit den Steinen nach dem Feind, mit denen wir ursprüglich Schulen und Brunnen bauen wollten.
Wir müssen das schützen, was wir bisher geschafft haben und retten, was zu retten ist. Eine neue Strategie muss her, eine offensivere. Auch und gerade in Bezug auf Pakistan auf politischer Ebene und auch notfalls militärischer.
Nur wenn der Nachschub stockt, kann man den Aufbau forcieren. Das muss man aber mittlerweile parallel machen, um das Vertrauen der Bevölkerung versuchen wiederzugewinnen.
Ich trauere um die gefallenen Soldaten. Und auch wenn ich nicht ein allzu religiöser Mensch bin, so hoffe ich, dass ihre ARbeit und ihre Opfer nicht zum Politikum einer vergangenen Legislaturperiode wird.
AM Hindukusch wird nicht unbedingt Deutschlands Freiheit verteidigt, wobei sogar das angesichts obiger Überlegungen zu bedenken wäre - was wir dort wirklich verteidigen müssen, ist unsere Glaubwürdigkeit und die Sinnhaftigkeit unserer Handlungen und zwar nach innen und nach außen.
Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und den Toten. Wie der Einsatz momentan läuft, kann er in keinermanns Sinne sein.
ich hoffe, das wird besser...die eingestelltern Ermittlungen sind ein gutes Zeichen.
Abschließend: Ich selbst war nicht vor Ort. Ich habe recherchiert und hatte die letzten zwei Jahre viel Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich freue mich über jede Korrektur von Leuten, die vor Ort waren. Darin liegt die Stärke dieses Forums, dass wir solche Leute unter uns haben. Ihre Erfahrung ist unser Vorteil und sollte Anleitung für weitere AKtionen und Unternehmungen sein.